Witten

Witten
I
Wịtten,
 
Wịttenpfennig [niederdeutsch »weißer Pfennig«], norddeutsche Münze aus ursprünglich 15-lötigem Silber zu vier Pfennig (Veerling, Vierling), die ab 1365 von Lübeck (andere Städte und Herrschaften folgten) ausgegeben wurde. Der Witten wurde für über 100 Jahre zur Hauptmünze des Wendischen Münzvereins, dessen Vertrag von 1379 auch das Münzbild vorschrieb. In Mecklenburg und Pommern wurden ab 1410 auch Witten nach einem niedrigeren Münzfuß (Wendischer oder Slawischer Münzfuß) ausgebracht, die nur drei lübische Pfennig galten. Im 18. Jahrhundert wurden Witten nur noch in Schwedisch-Pommern und der Stadt Stralsund geschlagen. Diese Witten entsprachen einem Dreiling oder 1/192 Taler.
 
II
Wịtten,
 
Stadt im Ennepe-Ruhr-Kreis, Nordrhein-Westfalen, im östlichen Ruhrgebiet, 85 m über dem Meeresspiegel, an der Ruhr, 104 400 Einwohner; private Universität Witten-Herdecke (gegründet 1983), Fachschulen; Märkisches Museum, Bibliothek zur Geschichte und Landeskunde Westfalens; Edelstahlerzeugung, Maschinenbau, Elektrotechnik, Glasverarbeitung, chemische Industrie.
 
 
Die evangelische Johanniskirche (1752) wurde 1845 im Osten erweitert. Im Jugendstilbau des Märkischen Museums (1909/10) v. a. deutsche Malerei und Grafik des 19. und 20. Jahrhunderts
 
 
Witten, 1214 erstmals als Kirchort erwähnt, war dank seiner verkehrsgünstigen Lage an einem Ruhrübergang während des Mittelalters ein Stapelplatz für Getreide. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Ortschaft zu einem der bedeutendsten westfälischen Kornmärkte; im gleichen Zeitraum setzten der Kohlenbergbau und die Ansiedlung Eisen verarbeitender Betriebe (1724 und 1747) ein. 1825 wurde Witten Stadt. 1975 wurde die Nachbarstadt Herbede (851 erstmals erwähnt, Stadt seit 1951) eingemeindet.
 
 
G. A. u. W. Wüstenfeld: W. Stadt an der Ruhr (1971);
 
Über 775 Jahre W., hg. v. H. Schoppmeyer u. a. (1989).
 
III
Wịtten,
 
1) ['wɪtn ], Edward, amerikanischer Mathematiker und Physiker, * Baltimore (Maryland) 26. 8. 1951; 1980 Berufung an die Princeton-University, wo er als Professor für Physik tätig war; seit 1987 Mitarbeit am Institute for Advanced Studies (Princeton, USA). Witten verfasste zahlreiche grundlegende Beiträge zur Mathematik und theoretischen Physik, hier v. a. zur Stringtheorie, er gilt als einer ihrer führenden Vertreter. 1990 wurde er mit der Fields-Medaille, der höchsten mathematischen Auszeichnung, geehrt.
 
 2) Hans, Bildhauer, * Niedersachsen (?) zwischen 1470 und 1480, ✝ Annaberg (?) bald nach 1522; identisch mit dem Monogrammisten Meister H. Witten, 1502 in Chemnitz nachweisbar, 1508 in Annaberg (heute Annaberg-Buchholz), wo er 1522 zuletzt erwähnt wurde. Seine spätgotische Plastik ist von erfindungsreicher Eigenart; für sein Hauptwerk, die Tulpenkanzel im Dom von Freiberg (1508-10, Stein), eine fantasievolle Darstellung der Legende des Bergbaupatrons Daniel, gibt es keine Vorbilder. Ebenso original konzipiert ist die »Geißelung Christi« in der Schlosskirche in Chemnitz (um 1515).
 
Weitere Werke: Steinfigur der heiligen Helena des Rathauses in Halle (Saale) (1501, heute ebenda, Staatliche Galerie Moritzburg); vier Steinfiguren des ehemaligen Hauptportals (»Astwerkportal«) der Schlosskirche in Chemnitz (1503-05, vollendet 1525 von Franz Maidburg; heute an der südlichen Innenwand); Schnitzaltäre der Stadtkirche Sankt Nicolai Ehrenfriedersdorf (1507-12) und der Marienkirche Borna (1511); »Schöne Tür« der Annenkirche Annaberg (um 1512); Pietà in der Stadtkirche Goslar (Holz, um 1520).
 
 
W. Grundmann: Der Meister H. W. Das Schaffen H. W.s (1976);
 
Die Bildwerke des Meisters H. W., hg. v. M. Stuhr (Leipzig 1985).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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